Das Skispringen hat in Engelberg eine lange Tradition. Dabei spielt die Sportmittelschule Engelberg eine zentrale Rolle bei der Förderung des Nachwuchses. Vier Junge Talente – Sina Arnet, Lars Künzle, Celina Wasser und Elias Arnold – verraten, wie tief die Begeisterung für diesen Sport im Klosterdorf verwurzelt ist.
Wie bist du zum Skispringen gekommen und warum bist du dabeigeblieben?
Sina Arnet: "Ich weiss es eigentlich gar nicht mehr so genau, aber ich war noch ein kleines Mädchen. Für mich war es immer klar, dass ich Skispringerin werden möchte. Was ich noch weiss, ist, dass wir einen Schneehügel im Garten hatten, von dem ich immer heruntergesprungen bin. Manchmal kamen Kinder aus der ganzen Nachbarschaft und bevor wir gesprungen sind, sagten wir die Namen unserer Vorbilder. Bei mir wars immer Simon Ammann, bei den anderen Kindern waren es meistens Skirennfahrer. Für mich war da schon klar, dass ich einmal Skispringerin werden möchte. Bis heute bleibt es mir ein Rätsel, wie ich überhaupt wusste, wer Simon Ammann ist. Meine Familie war nicht gegen das Skispringen, aber es hatte nie einen grossen Stellenwert. Ich vermute, dass ich durch den Weltcup in Engelberg vom Skispringen und Simon Ammann erfahren habe. 2013 ging ich dann das erste Mal nach Einsiedeln zum Skispringen. Ich hatte das Gefühl, mit meinen vier Metern schon unglaublich weit geflogen zu sein. Mir hat es so sehr gefallen, dass ich immer wieder gedrängt habe, nach Einsiedeln zu gehen. So, bin ich dann am Skispringen hängen geblieben."
Lars Künzle: "Ich bin zum Skispringen gekommen, weil mein Vater Weltcup-Trainer von den Skispringern ist. Er ist seit Ewigkeiten dort mit dabei. Er hat mich so ins Skispringen hineingezogen. Ich habe mit vier Jahren begonnen. Seither möchte ich auch dort hoch zu meinem Vater, um mit ihm an den Wettkämpfen teilzunehmen. Durch ihn habe ich mit diesem Sport angefangen."
Celina Wasser: "Mein Bruder Yanick springt auch, deshalb ging ich oft zuschauen. Am Anfang habe ich immer gesagt, dass ich das nicht mache. Später gab es einen Wettkampf in Gibswil. Dort sprang Eva Pinkelnig, welche heute im Weltcup springt und sehr gut ist. Als ich sie springen sah, wollte ich das auch machen. Inzwischen springe ich Ski, weil ich das Gefühl vom Fliegen so cool finde."
Elias Arnold: "Als ich etwa fünf Jahre alt war, war ich mit meiner Familie in Deutschland in den Ferien. Wir machten einen Tagesausflug nach Oberstdorf und beobachteten dort das Spektakel an der Schanze. Ich war begeistert und habe bei meinem Vater lange gedrängt, dass ich das unbedingt auch machen möchte. Sofort war das natürlich nicht möglich, deshalb hat er mir versprochen, dass ich es vielleicht mal auf der Schanze in Einsiedeln ausprobieren könne. Ein Jahr später im Frühling habe ich weiter gedrängt, bis ich dann an einem Mittwoch tatsächlich in Einsiedeln ein Training besuchen durfte. Da hat es mir so gut gefallen, dass ich weiterhin ins Training gegangen bin, und so nahm dieser Weg seinen Lauf."
Wer ist dein Vorbild und weshalb?
Sina Arnet: "Simon Ammann ist definitiv ein riesiges Vorbild für mich. Er hat so gut wie alles erreicht, was man im Skispringen erreichen kann. Beim WM-Mixed konnte ich mit ihm zusammen springen – das hätte ich mir als kleines Mädchen nie erträumen lassen. Auch als Person ist er sehr bodenständig, den Jungen gegenüber offen und er hat immer ein offenes Ohr, um zu helfen. Deshalb wird er für mich immer ein Vorbild bleiben. Sicher habe ich auch andere Vorbilder, das wechselt je nach Situation immer ein wenig. Viele Vorbilder bewundere ich auch aus technischen Gründen: Zum Beispiel, wenn mir der Sprungstil gefällt."
Lars Künzle: "Mein Vorbild ist Ryoyu Kobayashi. Ich bewundere besonders seinen beeindruckenden Sprungstil und seine aussergewöhnliche Technik, mit der er oft bis ins kleinste Detail punktet. Diese Kombination aus perfekter Technik und mentaler Stärke macht ihn für mich zum absoluten Vorbild im Skispringen."
Celina Wasser: "Ich habe nicht nur ein Vorbild. Ich schaue verschiedene Aspekte an, zum Beispiel den Sprung oder die Einstellung einer Person. Wenn mir das gefällt, oder ich es gut finde, dann finde ich diese Person cool."
Elias Arnold: "Stefan Kraft – er ist lediglich 1,70 Meter gross und trotzdem weltweit einer der besten Springer. Mit meinen Genen werde ich wohl nicht viel grösser als er. Aber die Tatsache, dass er als eher kleiner Skispringer trotzdem solche Erfolge feiert, ist für mich eine riesige Motivation und bestätigt mir, dass man auch zu den Besten gehören kann, wenn man nicht der Grösste ist."
Was machst du dieses Jahr am Weltcup-Wochenende, wenn die weltbesten Athletinnen und Athleten über die Gross-Titlis-Schanze springen?
Sina Arnet: "Ich werde voraussichtlich auch springen. In der Planung ist es drin und definitiv das Ziel. Wenn nichts mehr schiefläuft, werde ich dabei sein."
Lars Künzle: "Ich bin sicher vor Ort und werde zuschauen. Ich beobachte auch, was ich von den Sprüngen für mich und meine Trainings mitnehmen kann. Ich gehe immer an Wettkämpfe, um für mich etwas mitnehmen zu können."
Celina Wasser: "Wenn ich keinen anderen Wettkampf habe, werde ich vor Ort sein, um meinen Bruder, Sina und das gesamte Team zu supporten. Sollte ich nicht dabei sein, bin ich selbst an einem Wettkampf. Das ist aber noch offen, da es eher spontan ist."
Elias Arnold: "Von Donnerstag bis Samstag bin ich am Alpencup in Seefeld. Am Samstagabend kommen wir nach Hause und werden dann ganz bestimmt am Sonntag auch auf dem Schanzengelände sein, zuschauen und die Schweizer Athletinnen und Athleten unterstützen."
Engelberg bietet keine Trainingsschanze – weshalb ist die Sportmittelschule trotzdem der beste Platz für Nachwuchsskispringer?
Sina Arnet: "Die Sportmittelschule Engelberg bietet die grossartige Möglichkeit, Schule mit Training zu verbinden. Da wir im Winter viel unterwegs sind und über 50% der Zeit abwesend sind, wäre der Besuch einer normalen Schule nicht möglich. Die Sportschule bietet viele Trainingsmöglichkeiten. Auch die ganze Koordination ist super organisiert. Ich bin sehr froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, an die Sportmittelschule zu gehen. Am Anfang war ich die einzige Skispringerin, trotzdem war es für mich optimal, da ich selbst in Engelberg lebe und so immer nach Hause gehen konnte. Mittlerweile sind wir eine ganze Gruppe Skispringer, was ich sehr schön finde."
Lars Künzle: "Wir haben abgesehen von der Schanze gute Trainingsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Krafträume. Unser Trainer ist an der Sportmittelschule und wir haben eine kleine Trainingsgruppe, mit der wir gemeinsam trainieren. Obwohl wir in Engelberg keine Schanze haben, können wir in Einsiedeln und Kandersteg trainieren. Für mich ist es super, dass Schule und Sport gut miteinander funktionieren und aufgeteilt sind."
Celina Wasser: "Die Trainingsmöglichkeiten an der Sportmittelschule sind super, vor allem weil es mit der Schule aufgeht. An der Sportmittelschule gibt es viele andere Sportler wie Skifahrer usw., das fühlt sich wie eine Familie an. Weil man nur vom Sport umgeben ist, kann man sich gut auf seine eigene Sportart konzentrieren."
Elias Arnold: "Die älteren Jahrgänge der Skispringerinnen und Skispringer haben uns den Weg bereitet, und wir verstehen uns sehr gut. Schule und Sport lassen sich mit den Rahmenbedingungen an der Sportmittelschule hervorragend vereinbaren. Die Trainingsmöglichkeiten – Krafttraining zum Beispiel – befinden sich direkt vor der Haustür und gleichzeitig bieten sie mir die Chance, eine kaufmännische Ausbildung oder das Gymnasium zu machen. Das gefällt mir sehr gut, ich bin sehr flexibel und die Trainingsmöglichkeiten sind gegeben, ohne dafür grosse Wege zurücklegen zu müssen."
Welches sind deine kurz- und langfristigen Ziele?
Sina Arnet: "Für mich ist ein kurzfristiges Ziel die Junioren-WM, die für mich ein riesiges Highlight ist, weil ich zum letzten Mal daran teilnehmen kann. Ich werde versuchen zu attackieren und das Bestmögliche rauszuholen. Auch das Weltcup-Wochenende in Engelberg ist für mich ganz besonders, weil es direkt vor der Haustür liegt. Je nachdem wie die Saison verläuft, möchte ich noch an die «richtige» WM gehen. Langfristig ist sicher Olympia 2026 das grosse Ziel, auf das ich momentan hinarbeite."
Lars Künzle: "Mein kurzfristiges Ziel ist die Teilnahme an der Junioren-WM nach Neujahr. Dafür trainiere und "kämpfe" ich momentan. Wenn alles gut läuft, und ich eine erfolgreiche Saison habe, hoffe ich, dass ich ins C-Kader von Swiss-Ski aufsteigen kann. Die langfristigen Ziele sind sicher, dass ich im Weltcup vorne mit springen kann, Olympiasieger, Weltmeister usw. zu werden."
Celina Wasser: "Die kurzfristigen Ziele sind sicher, dass ich beim Alpen Cup in die Top 30 komme, da ich im letzten Jahr schon bei der Top 20 war und wieder in den gleichen Rahmen kommen möchte. Ein langfristiges Ziel ist, das ich in Engelberg am Weltcup mitspringen darf und dass ich an die Olympischen Spiele gehen kann."
Elias Arnold: "Kurzfristig möchte ich im Training vorankommen, technisch wie auch mental. Zudem möchte ich am Alpencup in die Punkte springen. Längerfristig möchte ich das Gymnasium mit der Matura abschliessen und dann mal an einer Vierschanzentournee, an einer Weltmeisterschaft auf dem Podest stehen und Olympia-Gold gewinnen."
Autor
Engelberg-Titlis Tourismus mit Sina, Lars, Celine & Elias